Die Kampfgemeinschaft der Judoka Mecklenburg-Vorpommerns verliert gegen Hamburg im letzten Kampf mit 6:8, sichert sich aber dennoch den Meistertitel in der Nord-Staffel der 2. Liga.

Selbst aus der Feder der derzeit streikenden Hollywood-Drehbuch-Autoren hätte kein besserer Krimi entstehen können als der, der sich am Samstagabend in Grimmen in der Nord-Staffel der 2. Judo-Bundesliga abspielte. War es ohnehin nicht schon spannend genug, dass es die Ansetzung vor der Saison so wollte, dass sich im letzten Kampf der Tabellenführer von der Kampfgemeinschaft der Judoka Mecklenburg-Vorpommerns (KGJMV) und der Zweitplatzierte vom Hamburger Judoteam II gegenüberstehen, setzten die Akteure auf der Matte da noch einen drauf. Erst in der allerletzten Begegnung fiel am Ende die Entscheidung – und das zugunsten der KGJMV. Björn Heinze erkämpfte spektakulär den sechsten und letzten nötigen Punkt für das MV-Team. Das verlor die Begegnung gegen den neuen Vize-Meister zwar mit 6:8, krönte sich damit aber dennoch zum Meister.

Zehn Jahre nach der Gründung der KGJMV feierte das Team nun also seinen größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Der war über die gesamte Saison gesehen zwar verdient, gegen das starke Team aus Hamburg am Ende aber ein riesiges Stück Arbeit.

Sechs Siege waren im Vorfeld nötig, um sich die Meisterschaft nicht mehr nehmen zu lassen. Klar, vor eigenem Publikum hätte das Judoteam MV gern den gesamten Kampf gewonnen. Das war gegen den neuen Vize-Meister von der Elbe vor 350 Zuschauern aber am Ende nicht möglich. Zu stark präsentierten sich die Gäste, die die Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm gar kampflos an die KGJMV abgaben, weil sie nicht besetzt werden konnte. So war im Vorfeld klar, dass zumindest vier MV-Judoka die Matte als Sieger verlassen müssen. In der Hinrunde steuerten Tigran Balayan und Kapitän Dirk Spörcke zwei umkämpfte Siege zum 3:4-Halbzeitstand bei.

In der Rückrunde punktete Tim Klement zum zwischenzeitlichen 4:5 für die KGJMV, ehe unter anderem die sicheren Punktegaranten Ahmed Dawood Al-Lami und Dirk Spörcke ihre Begegnungen nicht gewannen. Die Entscheidung musste beim Stand von 5:8 im letzten Kampf fallen. Mehr Krimi ging nicht in der Grimmener Sporthalle.

Aus Sicht der Gastgeber hatte der dann auch noch das Happy End. Nach knapp zwei Minuten warf Björn Heinze seinen Gegner auf den Rücken und drehte zum Jubeln ab. „Ich hab vor dem Kampf kaum Luft gekriegt“, sagte ein erleichterter Heinze im Nachgang. „Ich habe einfach das gemacht, was ich 30 Jahre lang gemacht habe und meistens funktioniert das. Ich habe den Ansatz gemacht und gemerkt, jetzt gehts. Danach fällt dann direkt alles von einem ab“, führte der 38-jährige Gadebuscher aus.

Der Jubel kannte am Ende keine Grenzen mehr. „Das war pure Ekstase, aber auch Erleichterung. Dass es so eng wird, hätte ich vorher nicht gedacht. Dass Björn das am Ende macht, hat er sich auch verdient. Er ist immer eine Bank für uns“, freute sich auch Kapitän Dirk Spörcke über Sieg und Meisterschaft.

Gedanken daran, wie es nun für die KGJMV weitergeht und ob der Verein sein Aufstiegsrecht in die 1. Bundesliga wahrnimmt, wurden an diesem Abend noch nicht verschwendet. Darüber wird sich erst in den kommenden Tagen und Wochen der Kopf zerbrochen. Bei der anschließenden Kabinenparty wurde zumindest aber schon einmal eine Fahrt zum deutschen Rekordmeister TSV Abensberg besungen.

Ob Liga eins oder Liga zwei, das ist also noch nicht klar. Klar ist dagegen, dass die KGJMV auch in der kommenden Saison mit dieser Mannschaft hollywoodreifen Filmstoff liefern wird. Vielleicht auch wieder mit Björn Heinze in der Hauptrolle. Noch hat der Oldie nämlich nicht genug vom Judosport.

Foto+Text: Hagen Bischoff

NDR-Beitrag:

Nordmagazin: Judoteam MV holt Meistertitel in der 2. Liga | ARD Mediathek