Der Olympia-Zyklus und damit die Qualifikation für die olympischen Spiele in Tokyo 2020 hat bereits begonnen. Die IJF hat sich die Verbreitung des Judo durch einfachere und verständliche Regeln zum Ziel gesetzt. Aus diesem Grund werden bis zur Weltmeisterschaft 2017 in Budapest einige Regeländerungen getestet.
Diese wurden zunächst Anfang Januar auf dem IJF Referee und Coaches Seminar in Baku bekannt gemacht. Beim anschließenden DJB Kampfrichter-Seminar in Hennef, an dem aus Mecklenburg-Vorpommern auch unsere Bundes-A-Kampfrichter Sebastian Knop, Felix Tischler und Wolf-Peter Oswald teilnahmen, wurden die neuen Regelungen auf nationaler Ebene weitergegeben. Um die neuen Regeln auch auf Landesebene bekannt zu machen, veranstaltete die Kampfrichterkommission des JVMV vom 28. bis 29. Januar 2017 einen zweitägigen Lehrgang in Schwerin.
40 Kampfrichter und 30 Trainer, Betreuer und Judo-Interessierte trafen sich am Samstagmorgen im Feriendorf Muess, um sich zu informieren und auszutauschen, um Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen. So wurden sie zunächst umfangreich über die neuen IJF/DJB Regeln informiert.
Außerdem wurden die neuen Coaching-Regeln für 2017 präsentiert. Die Trainer dürfen im Bereich unterhalb von U15 ihre Sportler nur noch einmalig während einer ca. 20-sekündigen Auszeit coachen. Während des Kampfes muss der Trainer auf dem dafür vorgesehenen Stuhl sitzen. Er darf nur während einer Auszeit mit seinem Kämpfer sprechen und/oder Anweisungen geben.
Durch die Coaching Regeln soll den Betreuern eine Möglichkeit geben werden, in Ruhe mit dem Kämpfer sprechen zu können. Eine „Dauerbefeuerung“ mit Anweisungen, die die Kämpfer nicht verstehen oder umsetzen können, soll vermieden werden. Zudem werden die Sportler besser zu selbständigem Handeln angeregt. Als Nebeneffekt erhofft sich die Kampfrichterkommission eine Verbesserung der Stimmung in der Halle, da aggressives Betreuen nicht mehr möglich ist. Die neuen Coaching-Regeln sollen zunächst als Test auf Landesebene bei allen JVMV-Massnahmen angewendet werden. Private Turnierausrichter sind eingeladen, freiwillig die neuen Regeln anzuwenden, werden jedoch nicht dazu verpflichtet.
Vor allem aber wurde darauf hingewiesen, dass wir im Judosport 10 festgeschriebenen Judo-Werte haben und dass die Umsetzung dieser in jeder Hinsicht Aufgabe sowohl der Kampfrichter als auch der Trainer und jedes einzelnen Sportlers ist. Hierauf soll zukünftig wieder besonderes geachtet werden.
Sehr erfreulich war es, dass die nachmittägliche eineinhalbstündige Praxiseinheit rege Beteiligung fand und dass alle viel Freude an der gemeinsamen Bewegung auf der Tatami hatten. Das Hauptaugenmerk der Praxiseinheit wurde auf die Dauer von Handlungen und Handlungsketten sowohl im Ne- als auch im Tachi-waza gelegt. So konnten sowohl Kampfrichter als auch Trainer und Sportler selber ausprobieren, wieviel Vorbereitungszeit der erfolgreiche Abschluss einer Technik mitunter benötigen kann und dass ein vorzeitiges Unterbrechen vieles hart Erarbeitete einfach zu Nichte machen kann. Am Ende der Praxis war der Lehrgang zumindest für die Trainer und Betreuer beendet. Das Miteinander zwischen allen Anwesenden war dabei sehr angenehm und es fand ein guter Austausch statt. Die Kampfrichterkomission hofft gleichwohl, dass nächstes Jahr noch mehr Trainer und Judointeressierte am Landeskampfrichterlehrgang teilnehmen werden, damit weiterhin ein lebhafter Informationsaustausch stattfinden kann.
Abgerundet wurde das Wochenende für unsere Kampfrichter dann mit weiteren Videoeinheiten, einem sehr schönen bunten Abend in der Bowling Halle, einem Rückblick auf vergangene und einem Ausblick auf künftige Einsätze sowie weiterer Informationen über und um das Kampfrichterwesen herum. Eine einstündige Kommunikationseinheit zwischen den Kampfrichtern, diesmal gänzlich ohne ihre „Chefs“, brachte am Sonntag dann noch sehr positives Feedback für die geleistete Arbeit der Kommission – die in ihrer jetzigen Zusammensetzung erst seit Juni 2016 besteht – zu Tage. Insbesondere wurde das hohe fachliche Niveau und der gute Umgang untereinander hervorgehoben. Daneben wurden neue Ideen, wie die Einführung von Kampfrichterpatenschaften, ein Benotungssystem auf Landeskampfrichterebene, eine Einsatzpflicht für Bezirkskampfrichter und die Möglichkeit der Einführung von Jugendkampfrichtern an uns herangetragen. Diese und andere Ideen wird die Kommission sehr gerne diskutieren und nach Möglichkeit versuchen umsetzen.
Die Kampfrichterkommission dankt allen Teilnehmer sehr herzlich für die äußerst kommunikative und konstruktive Mitarbeit, freut sich auf die kommenden Aufgaben und wünscht allen Kampfrichtern für die anstehende Wettkampfsaison ein gutes und sicheres Händchen.
Claudia Straub & Sebastian Knop
Mitglieder der Landeskampfrichterkommission des JVMV