Die Duelle zwischen den Männern der KGJMV und dem JV Ludwigsfelde stehen immer für spektakuläres Judo und spannende Einzelbegegnungen. Beide Teams versuchen in ihren Aufstellungen den richtigen Mix aus erfahrenen Judoka und aufstrebenden Talenten zu finden, was beide Teams zu unberechenbaren Mannschaften in der 2. Bundesliga Nord macht.

Am Sonntag kam es zum erneuten Aufeinandertreffen beider Teams und die hohen Erwartungen, die von beiden Seiten an diesen Kampftag gestellt wurden, dürften am Sonntag deutlich übertroffen worden sein. In einer emotionsgeladenen Hinrunde führten die Hausherren schon 5:2 und schafften sich eine aussichtsreiche Position für die Rückrunde. Lediglich Hannes Päplow (-90kg) als Bundesliga-Debütant und Björn Heinze (-100kg) mit seiner ganzen Routine konnten die wichtigen Punkte für unser Team MV holen. Dabei sah es aber auch in den übrigen fünf Einzelkämpfen gar nicht nach einem so deutlichen Ergebnis aus. Tigran Balayan (-66kg), ebenfalls mit seiner Bundesliga-Premiere, unterlag in einem offenen Schlagabtausch gegen Ramsam Baliev aus Ludwigsfelde. Und auch bei Hannes Gabsch (-81kg), Jan Okur (+100kg), Anton Emmerling (-60kg) und Frieder Unterrainer (-73kg) schnupperten wir in jeweils nervenaufreibenden Kämpfen an dem einen oder anderen Siegpunkt.

Es versprach also der enge und spannende Kampf zu werden, wobei der Pausenstand von 2:5 aus Sicht unserer blau-gelben Gäste schon etwas zu deutlich war. Doch was fehlte? An Leidenschaft, Wille und Kampfgeist kann es nicht gelegen haben. Auch das Team hinter den Kämpfern gab während den Begegnungen und vor allem in der Pause ihr Bestes und baute sich gegenseitig wieder auf.

Das Team wurde für die Rückrunde umgestellt. „Trotz einiger Ausfälle und Absagen konnten wir in Ludwigsfelde wieder 20 Judoka einwiegen, was uns viele Wechselmöglichkeiten bringt und uns auch ein Stück weit unberechenbar macht“, zeigt sich Teammanager Tobias Sieg stolz auf seine Mannschaft.

„Wir können das Ding noch holen, es ist alles noch möglich“ stimmte Teamkapitän und Geburtstagskind Dirk Spörcke die Mannschaft für die Rückrunde ein. Man spürte förmlich, wie das gesamte Team, die Crew und die Fans den Glauben wiederfanden, um es den Gastgebern nochmal richtig schwer zu machen und vielleicht doch noch den einen oder anderen Punkt mitzunehmen.

Dementsprechend motiviert ging direkt Tom Patzenhauer (-90kg) gegen Saro Baghdasaryan zu Werke und legte mit einer echten Energieleistung den Grundstein für die nun folgende spektakuläre Aufholjagd. Toms aufopferungsvolle Leistung wurde im Golden Score mit Waza-Ari durch O-Uchi-Gari und dem 3:5-Anschlusssiegpunkt belohnt. Tigran Balayan (-66kg) wurde wie später auch Anton Emmerling (-60kg) erneut das Vertrauen geschenkt und beide wurden diesem Druck mehr als gerecht. Tigran revanchierte sich bereits nach einer halben Minute und beförderte Ramsan Baliev gekonnt auf den Rücken – Ippon. Spätestens jetzt spürten alle, dass die Geschichte noch nicht auserzählt war. Einen Dämpfer musste Arne Klimt (-81kg) hinnehmen, welcher zum ersten Mal in neuer Gewichtsklasse gegen den griffstarken und unbequemen Alexandr Sojka unterlag – 4:6.

Genau der richtige Moment also für die beiden routinierten MV-Hasen Björn Heinze (+100) und Dirk Spörcke (-100kg), welche beide eine Gewichtsklasse höher rutschten. Björn bewies erneut mit seiner ruhigen und überlegten Kampfweise, warum er so wertvoll für die Mannschaft ist. Nachdem beide Kämpfer einen Waza-Ari erkämpft hatten, setzte Björn den Konter im perfekten Moment an und brachte die KGJMV erneut in Reichweite eines Punktgewinns – 5:6. Dirk holte anschließend in einem taktisch geprägten Kampf sogar den Ausgleich und so war es schließlich am angesprochenen Anton Emmerling im Superleichtgewicht, sich ebenfalls für die Hinrunde zu revanchieren. Als auch dieser Punkt aufging und Anton mit einem sehenswerten Ippon die KGJMV sogar mit 7:6 in Führung brachte, kannte die blau-gelbe Wand fast kein Halten mehr. Das Unentschieden war sicher, ehe Tim Klement (-73kg), welcher für die Rückrunde neu ins Team kam, die Matte betrat. Es war die eine Chance im Boden, die Tim eiskalt ausnutzte und seinem Team per Festhalte den Tagessieg bescherte. Damit hatte wohl keiner mehr gerechnet. Dementsprechend ruhig wurde es auf Seiten der Gastgeber, wohingegen das Team aus MV kein Halten mehr kannte. Durch die zwei Siegpunkte der Hinrunde und eine aalstarke Aufholjagd in der Rückrunde, gewann die KGJMV nicht nur den Kampftag mit 8:6, auch die Tabellenführung konnte mit diesem herausragenden Ergebnis zurückerkämpft werden.

„Wir sind so froh, dass es doch noch geklappt hat. Mit einem Punkt hatten wir schon noch geliebäugelt, aber dass es am Ende sogar noch der Sieg wurde, war einfach phänomenal“ zieht Tobias Sieg sichtlich emotional Bilanz und fügt auf die Frage nach dem Matchwinner hinzu: „Heute einen einzelnen Kämpfer zum Matchwinner zu küren, würde der Leistung des gesamten Teams nicht gerecht werden. Am Ende hat heute jeder den Charakter dieser Mannschaft gesehen und der heißt Teamgeist. Der Teamspirit hat unsere Kämpfer durch die Hin- und speziell auch die Rückrunde getragen und auch unsere Fans haben ihren lautstarken Teil zu diesem Ergebnis beigetragen.“

Am nächsten Kampftag hat die KGJMV kampffrei und kann bei der Verteidigung der Tabellenspitze nur zuschauen. Dafür kommt es dann am 24.06. in Waren an der Müritz zum Showdown zwischen den aktuell punktgleichen Teams der KGJMV und dem Bremer Judo-Team. Wir sind gespannt, ob sich dann in heimischen Gefilden wieder so ein Teamspirit entwickelt und das Judoteam MV sich weiter oben halten kann.